Stets ein Lächeln im Gesicht
icon.crdate13.03.2017
Veröffentlicht im HT am 10.03.2017 von Johannes Ihle. Seit rund einem Jahr gibt es an der Gewerblichen Schule in Crailsheim Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge. Die jungen Leute zeigen sich wissbegierig und zuvorkommend.
Stets ein Lächeln im Gesicht
Veröffentlicht im HT am 10.03.2017 von Johannes Ihle
Seit rund einem Jahr gibt es an der Gewerblichen Schule in Crailsheim Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge. Die jungen Leute zeigen sich wissbegierig und zuvorkommend.
Macht die Schule Spaß? Ein klares und deutliches „Ja“ ist aus den Reihen der Schüler der Vabo-Klassen (Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse) der Gewerblichen Schule Crailsheim zu hören – verbunden mit einem freundlichen Lächeln. In den Klassen sind 26 Flüchtlinge im Alter zwischen 16 und 20 Jahren zu finden, die ein gezieltes Sprachförderangebot erhalten. Seit Anfang 2016 wird an der Schule ein solcher Unterricht angeboten.
„Es läuft gut. Es gibt wenig bis gar keine disziplinären Probleme. Die meisten sind hoch motiviert.“ So lautet das Fazit von Schulleiter Andreas Petrou nach rund einem Jahr. Das einzige große Problem ist das unterschiedliche Niveau der Flüchtlinge. „Es gibt Schüler, die selbst in ihrer Heimat nur ein bis zwei Jahre an der Schule waren und mit ihrer eigenen Sprache schon Probleme in Wort und Schrift haben“, sagt Petrou. „Auf der anderen Seite sind auch fitte Leute dabei, die in ihrer Heimat schon auf einer Art Gymnasium waren.“ Während die einen zu Beginn noch mit Gestik und Mimik kommunizieren, sprechen einige Englisch und sogar ein paar Wörter Deutsch.
Teilung nach Leistungsstärke
Das war vor allem zu Beginn ein großes Problem, als es nur eine Klasse gab. Seit diesem Schuljahr sind die Jugendlichen in zwei Klassen unterteilt – je nach Leistungsniveau. So kann gezielt auf die Stärken und Schwächen eingegangen werden. 25 Stunden sind die Schüler von montags bis donnerstags in der Schule, freitags gehen die meisten in Betriebe und absolvieren einen Praktikumstag. Der Fokus im Unterricht liegt klar auf dem Lernen der deutschen Sprache. Aber auch Sport, Mathe und LWK stehen auf dem Stundenplan. LWK steht für Leben-Welt-Kompetenz und ist vergleichbar mit Gemeinschaftskunde und Ethik, erklärt Andreas Petrou. Auch mit Holz und Metall wird einmal die Woche gearbeitet, um zum einen Abwechslung zu bieten, aber zum anderen, um die Schüler auf eventuell spätere handwerkliche Berufe vorzubereiten.
An sich ist die Größe der Gruppe das ganze Jahr über gleich geblieben. Nur zwei Abgänge gibt es zu verzeichnen. „Das sind aber keine Abschiebungsgeschichten“, sagt Andreas Petrou. Ein Schüler wollte unbedingt in eine Großstadt, zog dann nach München. Der andere ging nach Spanien, da er dort Freunde und Verwandte hat. „Die Schüler kommen eigentlich gerne in die Schule. Sie sind sehr offen, hegen keine Ablehnung, auch gegenüber den Lehrerkolleginnen nicht.“
Dem 17-jährigen Moumouni Kouda aus Burkina Faso macht der Unterricht Spaß: „Ich gehe gerne zur Schule.“ Der 18-jährige Muktar Rahmi aus Afghanistan sagt in gutem Deutsch: „Die Lehrer sind sehr freundlich und hilfsbereit.“ Wissbegierig, zuvorkommend und stets ein Lächeln im Gesicht – „davon könnten sich manche deutsche Schüler eine Scheibe abschneiden“, sagt der Schulleiter lachend.
Für die Lehrer an der Gewerblichen Schule war der etwas andere Unterricht auch eine große Umstellung. „Es ist eine ganz andere Welt“, sagt Petrou. „Man muss deutlich flexibler sein. Die Unterschiede sind eben größer als in normalen Klassen. Aber auf der anderen Seite ist es auch unglaublich spannend, andere Lebenssituationen und Kulturen kennenzulernen.“ Der Ramadan bringt den Ablauf zeitweilig durcheinander, „aber darauf muss man sich eben einstellen“, sagt Andreas Petrou.
Maximal zwei Jahre können die Flüchtlinge die Vabo-Klasse besuchen, dann muss es weitergehen. Entweder sie gehen in die normalen Klassen für das Vorbereitungsjahr für Beruf und Arbeit und machen ihren Hauptschulabschluss nach oder sie absolvieren die einjährige Berufsfachschule, bei der die Schüler ein Jahr lang zur Schule gehen, einmal in der Woche aber in einem Betrieb arbeiten. Auch eine Ausbildung sei möglich, so Petrou, „da muss die Sprache aber schon sitzen“.